Artix als Desktop-Linux ####################### Diese Linux-Distribution ist ein Abkömmling von Arch Linux, einer modernen Rolling-Release-Distribution, die immer sehr aktuelle Paketversionen mitbringt. Artix verzichtet allerdings auf Systemd als Init-Daemon, was die Transparenz und Sicherheit erhöht. Sie zielt ebenso wie Arch Linux auf fortgeschrittene Benutzer, die möglichst alle Fäden in der Hand behalten wollen. Installation ============ Unter https://artixlinux.org/download.php lässt sich ein ISO-Abbild herunterladen. Empfohlen wird, das Base-Image zu verwenden, also "artix-base-openrc--x86_64.iso". Die fertigen Desktop-ISOs bringen zwar einen bequemen Installer mit, sind aber später etwas schwieriger zu aktualisieren. Siehe dazu: - https://wiki.artixlinux.org/Main/Installation - https://www.dj-bauer.de/create-systemd-free-linux-system-with-artix-en.html - https://wiki.artixlinux.org/Main/InstallationWithFullDiskEncryption - https://www.rohlix.eu/post/artix-linux-full-disk-encryption-with-uefi/ - Install Artix Linux as a WSL Instance. – https://github.com/hdk5/ArtixWSL Systemstart mit OpenRC ====================== Mit dem Download des genannten Abbildes haben wir uns zugleich auf das Initsystem "OpenRC" festgelegt. Es ist erprobt und kommt u.a. bei den Distributionen Gentoo, Alpine und Devuan zum Einsatz. Siehe dazu auch diese Suche auf `distrowatch.com `_. Und hier ist eine nette Einführung `zu OpenRC `_ zu finden. Konfiguration Desktop ===================== Minimales X-Window-System ------------------------- Ein minimaler "Desktop" mit *openbox* als Fensterverwalter ist schnell installiert: :: pacman -S xorg xorg-xinit openbox tint2 rofi xterm tilix Mehr dazu unter: - `Openbox in Arch Linux `_ - `Openbox bei Arch, Debian u.a. ... `_ - `Rofi, a window switcher and Application launcher `_ Zur Einbindung von *rofi* als Ausführungsdialog (via ALT - F2 aufrufbar), kann man sich als eingeschränkter Nutzer die betreffenden 5 neuen Zeilen an passender Stelle einfügen. Dazu den gesamten Textabschnitt mit abschließenden "EOF" einfach ins Terminal kopieren (Vor dieses "EOF" darf sich kein Leerzeichen reinschmuggeln!): :: sed -ibak ~/.config/openbox/rc.xml -f - <\\ \\ rofi -show drun\\ \\ EOF Danach lässt sich diese Einstellung mit ``openbox --reconfigure`` aktiv setzen. Display-Manager LightDM ----------------------- Sinnvoll ist darüberhinaus ein Display-Manager (= grafischer Loginverwalter) wie der funktionsreiche *LightDM*. Wir installieren ihn mittels: ``pacman -S lightdm lightdm-openrc lightdm-gtk-greeter`` Falls dabei die Meldung erscheint: "lightdm-openrc und displaymanager-openrc stehen miteinander in Konflikt (init-displaymanager). displaymanager-openrc entfernen? [j/N]", können wir die Deinstallation mit ``j`` veranlassen. Dann editieren wir die Datei ``/etc/lightdm/lightdm-gtk-greeter.conf``, suchen nach ``[greeter]`` und fügen darunter eine Zeile ein, so dass sie insgesamt aus diesen beiden Zeilen besteht: :: [greeter] indicators = ~a11y;~language;~session;~power;~clock;~host;~spacer Nun erstellen wir eine neue Datei namens ``~/.xsession`` und geben ihr folgenden Inhalt (die beiden 'VBoxClient'-Zeilen erst aktivieren, wenn die VirtualBox Guest Additions installiert wurden): :: setxkbmap de tilix & tint2 -c /usr/share/tint2/horizontal-dark-transparent.tint2rc & #VBoxClient --clipboard #VBoxClient --vmsvga exec openbox Bei dieser Distribution muss diese Datei ausführbar sein, also nicht vergessen ``chmod +x ~/.xsession`` einzutippen. Konfiguration Netzwerk ====================== Verwaltung mit dem NetworkManager --------------------------------- Am einfachsten und flexibelsten ist der NetworkManager, der auf jedem Linux verfügbar ist. Mit ``pacman -S networkmanager networkmanager-openrc network-manager-applet`` wird er installiert und mit ``rc-update add NetworkManager`` für automatischen Start eingerichtet. Das grafische Clientprogramm nennt sich ``nm-applet``, es kann mit in die obige ``~/.xsession`` aufgenommen werden. Die Datei ``/etc/NetworkManager/NetworkManager.conf`` beinhaltete allerdings nur 2 Kommentarzeilen; per Default wurde bei dynamischer Zuweisung einer IP-Adresse dem Linux-System ein neuer, generierter Hostname zugewiesen, womit aber das X-Window-System seine Probleme hatte und nach Adressänderungen meldete, dass keine DISPLAY-Variable gesetzt sei! Um das zu beheben, fügen wir einfach 2 weitere Zeilen an, so dass die Datei schließlich so aus sieht: :: # Configuration file for NetworkManager. # See "man 5 NetworkManager.conf" for details. [main] hostname-mode=none Herkömmliche Konfiguration -------------------------- Anstelle des NetworkManagers kann auch die distributionsspezifische Konfigurationsdatei ``/etc/conf.d/net`` benutzt werden, die es auch bei `Gentoo Linux `_ gibt. Damit lässt sich sehr leicht eine Bridge realisieren: einfach die Originaldatei umbenennen und eine neue mit dem folgenden Inhalt anlegen und anpassen: :: ## Datei /etc/conf.d/net # Die reale Ethernet-Karte ist hier "enp0s3", was u.U. in den # beiden folgenden Zeilen anzupassen ist! config_enp0s3="null" bridge_br0="enp0s3" bridge_forward_delay_br0="0" bridge_hello_time_br0="200" bridge_stp_state_br0="1" config_br0="192.168.2.201/24" routes_br0="default via 192.168.2.1" dns_servers_br0="192.168.2.1" dns_search_br0="dom1.test" Besonderheiten/Tipps ==================== Instabilitäten -------------- Artix Linux als Derivat von Arch Linux ist ebenso eine Rolling Release Distribution, was gewisse Instabilitäten mit sich bringen kann. So passierte es z.B. dass der Personal Information Manager 'evolution' nach einem Update mittels ``pacman -Suy`` plötzlich nichts mehr mit dem im Schlüsselbund gespeicherten Passwörtern anzufangen wusste. Trotz ordnungsgemäß installiertem Paket 'gnome-keyring'! Nach ein paar Tagen kam dann aber natürlich ein funktionierendes Update für dieses Paket und alles war wieder in Ordnung. Als Tipp zur Funktionsweise: Beim Login wird 'gnome-keyring-daemon' automatisch mit gestartet, nach dem Ausführen von 'evolution' kommt ein weiterer Prozess hinzu: :: artix:[axel]:~$ pgrep -alfi keyring 2573 /usr/bin/gnome-keyring-daemon --daemonize --login artix:[axel]:~$ artix:[axel]:~$ evolution & artix:[axel]:~$ artix:[axel]:~$ pgrep -alfi keyring 2573 /usr/bin/gnome-keyring-daemon --daemonize --login 2961 /usr/bin/gnome-keyring-daemon --start --foreground --components=secrets artix:[axel]:~$ Was lernen wir daraus? Systembackups machen! Zum Beispiel mittels 'snapper' (auf Basis von btrfs) oder 'rsync' oder 'Cya' (zu Cya siehe https://www.linux-community.de/ausgaben/linuxuser/2018/06/momentaufnahme-2/). Init-System ----------- Da Artix Linux neben OpenRC auch *runit* und *s6* als Initsystem unterstützt, muss das jeweilige Paket mitinstalliert werden. Für den neueren NTP-Daemon schreiben wir dann für OpenRC dementsprechend: ``pacman -S chrony chrony-openrc`` Weitere Software ---------------- Es gibt bei Artix sehr viele, aktuelle Pakete, wie z.B. den LXC-Hypervisor *lxd* ("Lex Dee"). Mittels ``pacman -S lxd lxd-openrc`` kann die Software leicht installiert werden.