Daten kopieren mit Syncthing

Datum: 23.07.2025 Version: 0.6

Die sichere und quelloffene Open Source Software ist bestens dazu geeignet, wichtige Daten zwischen Netzwerkgeräten redundant zu halten.

ACHTUNG: Standardmäßig handelt es sich um eine 1:1-Spiegelung, wenn auf der einen Seite eine Datei umbenannt oder gelöscht wird, passiert das auch auf der anderen Seite!

Installation

Unter Windows

Für Windows findet sich das Installationsprogramm über https://syncthing.net/downloads/. Die Software kann zwar in einem normalen Nutzerprofil ohne Adminrechte installiert werden (Windows warnt beim ersten Aufruf zwar mittels einem orangen Dialogfenster, dort unter “Weitere Informationen” kann man aber den Installer “Trotzdem ausführen”.)

Während der Installations kann bei “Relays enabled” sicherheitshalber mit “false” geantwortet werden.

Für das Erstellen von Firewallregeln braucht es dann aber doch Admin-Rechte!

Nach erfolgreicher Installation startet sich auf dem PC/Notebook der Standard-Webbrowser mit der Adresse http://127.0.0.1:8384 - also in einem Web based User Interface = Web-UI.

Der Edge-Browser warnt vor der unverschlüsselten Seite, was aber bei dem lokalen Scope “localhost” keine Gefahr darstellt. Also über “Erweitert” klicken wir auf “Weiter zu 127.0.0.1 (unsicher)”.

Beim ersten Starten legt Syncthing im Heimatverzeichnis des Users einen Ordner namens Sync an, der im Web-UI als “Default Folder” für erste Synchronisierungsaufgaben benutzt werden kann.

Unter Linux

Nach dem Installieren mit Hilfe des jeweiligen Paketmanagers (Debian: apt update ; apt install syncthing), kann das Programm als normaler Nutzer einfach mittels des Kommandos syncthing gestartet werden. Dabei öffnet sich der Standard-Browser mit der oben genannten Adresse.

Auf Smartphones

Für Smartphones gibt es die App “Syncthing-Fork”, die Installation über den Appstore von Google (“Play Store”) sollte in der Regel kein Problem sein. Für iPhone and iPad bringt “Möbius Sync” das Programm Syncthing auf das Gerät.

Bei der Smartphone-App muss beim ersten Start Zugriffberechtigungen zumindestens für den Speicher und Akku-Optimierung gegeben werden (Schalter “Zugriff gewähren”), die Standortberechtigung kann sinnvoll sein, um nur bestimmte WLANs für die Synchronisation zu nutzen. Weiterhin ist es sinnvoll, das Benachichtigungsrecht zu gewähren.

Automatisches Starten der App

Wenn die Anwendung beim Hochfahren des Handys immer mit gestartet werden soll, dann in der App links oben auf den Sandwich-Button tippen, in den Einstellungen (Zahnrad-Symbol) finden wir “Verhalten”, dort dann ganz oben das Häkchen bei “Autostart” setzen.

Unterwegs kann die Akkubelastung verringert werden: die App über den Infobereich (Statusleiste, ganz oben zu finden) mit einfachem Tippen auf “BEENDEN” temporär schließen. Die Synchronisation findet per Default sowieso nur via WLAN statt, was dem Mobilfunk-Datenvolumen zugute kommt. Später wieder im WLAN eingebucht, einfach die App wieder starten…

Konfiguration

Namenskonventionen:

  • Gerät = Computer, auf dem Syncthing läuft

  • Ordner = Konfigurationseinstellungen für eine Freigabe, in diesem Dokument Ordnerkonfiguration genannt

  • Verzeichnis = Datenordner auf dem Datenträger mit entsprechender Pfadangabe

  • Verteilergerät (engl. introducer, Registerkarte „Teilen“) = ein vertrauenswürdiges Gerät, über das man sich eine Liste der bekannten Geräte pro Ordner kopieren kann, setzt man dann noch „Automatisch annehmen“, minimiert das die Konfigurationsarbeit.

Grundlegendes

Die Einrichtung kann etwas aufwändiger werden. Bitte auf dem jeweiligen Gerät alle auftauchenden Meldungen beachten, wie “Gerät … möchte sich verbinden…”, oder “Gerät … möchte den Ordner … freigeben” - das macht die Konfiguration einfacher. ACHTUNG: dabei aber nicht verwirren lassen: diese Meldungen können für ein und diesselbe Aktion vom lokalen und auch vom entfernten Gerät ausgelöst werden!

Grundsätzlich ist folgendes zu tun:

  • Geräte müssen gegenseitig in eine Vertrauensstellung gebracht werden (am einfachsten via QR-Code)

  • Ordner müssen auf beiden Seiten definiert werden, es handelt sich quasi um eine Ordner-Konfiguration:

    • Datenordner (Verzeichnis mit den zu synchronisierenden Daten) anlegen/auswählen

    • Festlegen, mit welchem Gerät das Teilen erfolgen soll

Geräte miteinander bekannt machen

Damit sich andere Geräte sicher koppeln können, ist es am einfachsten, sich gegenseitig die lange Geräte-ID einzutragen oder diese mühselige Aufgabe mit Hilfe von QR-Codes zu erledigen. Die Verknüpfung mit Ordnern erledigen wir später.

Auf dem PC/Notebook fangen wir am besten im Web-UI http://127.0.0.1:8384 an:

  • Oben rechts auf den Menüpunkt “Aktionen” klicken

  • Auf “Eigene Kennung” klicken

Auf dem Smartphone geht es weiter:

  • Nun einfach mit dem Smartphone den soeben im Web-UI angezeigten QR-Code abfotografieren:

    • Im Menü “GERÄTE” oben rechts auf das [+]-Symbol tippen

    • Wiederum oben rechts beim Textfeld “ID” auf das QR-Symbol tippen

    • Kamerazugriff erlauben - Die Kamera über den QR-Code des PCs positionieren, die Erkennung und Eintragung der ID erfolgt dann automatisch

  • Name vergeben: Thinkpad Axel - Ordner unkonfiguriert lassen (kann später verknüpft werden) oder gleich erstellen bzw. vorhandenen auswählen

  • Speichern (auf das Häkchen oben rechts tippen).

Hier ein Screenshot; nach dem erfolgreichen Hinzufügen eines Geräts:

Bild 1: Gerät auf Smartphone hinzugefügt

Bild 1: Gerät auf Smartphone hinzugefügt

Auf dem PC/Notebook fahren wir mit der Bestätigung des neuen Geräts fort:

  • Im oberen Bereich des Web-UIs taucht jetzt folgender Banner auf: “Gerät … möchte sich verbinden. Gerät hinzufügen?”

  • Via “Gerät hinzufügen” nun einfach die ID überprüfen und den Gerätenamen in der Registerkarte “Allgemein” bei Bedarf anpassen

  • In der Registerkarte “Teilen” könnte man gleich noch die Verknüpfung mit “Default Folder” herstellen (~/Sync), was aber nicht immer sinnvoll ist. Besser erst eine neue Ordner-Konfiguration erstellen (siehe unten) und sie später hier zuweisen.

  • Mit “Speichern” verlassen wir das Konfigurations-Dialogfenster und haben damit zwei Geräte in eine Vertrauensstellung gebracht.

Ordner-Konfiguration erstellen

Auf dem Smartphone soll der Bilder-Ordner freigegeben werden:

  • Im Menü “ORDNER” tippen wir oben rechts auf das [+]-Symbol

  • Als “Ordnerbezeichnung” schreiben wir “DCIM Camera” hinein

  • Auf “Verzeichnis” tippen, den Datenordner “DCIM” suchen, auswählen und via “DIESEN ORDNER VERWENDEN” sowie “ZULASSEN” in das Ordnerfeld eintragen (dort steht dann als resultierender Pfad: /storage/emulated/0/DCIM).

  • Unterhalb “Geräte” findet sich das bereits verbundene Thinkpad Axel; um mit ihm nun die Synchronisation dieses Ordners durchzuführen, ziehen wir den Schiebeschalter nach rechts und speichern das Ganze mit tippen auf das oben rechts befindliche Häkchen.

Auf dem PC/Notebook müssen wir dann diese Ordner-Freiabe annehmen:

  • Jetzt poppt auf der Gegenseite ganz oben im Web-UI eine Meldung auf: Samsung XCover möchte den Ordner „DCIM Camera“ (ne1m7-lzngo) teilen. Neuen Ordner hinzufügen?“, was wir mit ”Hinzufügen” bestätigen.

  • In dem sich dabei geöffneten Dialogfenster müssen wir nun in der Registerkarte “Allgemein” einen Ordnerpfad angeben, unter Linux könnte er z.B. ~/DCIM-Samsung lauten. Unter Windows dann entsprechend c:\Users\BENUTZERNAME\DCIM-Samsung

  • Nach dem Speichern läuft der Datenaustausch automatisch los. Hier ein Screenshot der vorhandenen Ordnerkonfigurationen:

Bild 2: Ordner-Konfigurationen auf dem Smartphone

Bild 2: Ordner-Konfigurationen auf dem Smartphone

Auf dem PC bzw. Notebook ist die Konfiguration im Web-UI via http://127.0.0.1:8384/ sehr umfassend möglich, hier ein Screenshot von einer Konfiguration mit einem Smartphone und drei Ordnern:

Bild 3: Im Web-Frontend auf *Thinkpad Axel*

Bild 3: Im Web-Frontend auf Thinkpad Axel

Fallbeispiel Ordner “4all”

In diesem Szenario sind drei Geräte beteiligt, das Notebook Thinkpad Axel sowie zwei Smartphones Mi A2 und Samsung XCover, die sich via WLAN erreichen können.

  1. Die Geräte müssen wie weiter oben beschrieben in eine Vertrauensstellung gebracht werden.

  2. Auf Thinkpad Axel einen neuen Ordner namens “4all” mit Verzeichnis ~/4all erstellen und gleich mit beiden Geräten teilen (Siehe unten Bild 4)

  3. Dann poppt auf beiden Smartphones auf:

    • Thinkpad Axel möchte … teilen, jeweils “Annehmen”, ein “Ignorieren” bedeutet, es auf eine Verbotsliste zu setzen !

    • In “Ordner bearbeiten”:

      • Jeweils Ordnerpfad konfigurieren (am besten Verzeichnis neu anlegen): /storage/emulated/0/4all

      • KEINE ANDEREN GERÄTE weiter zulassen, aktivierte Schiebeschalter gibt es auf Mi A2 nur für Thinkpad Axel und auf Samsung XCover ebenfalls nur für Thinkpad Axel (das Notebook hat eine Vermittlerrolle, es hat zu beginn gleich beide Geräte “vereint”)

      • Nach dem Speichern liest man in der Übersicht kurzzeitig “ungeteilt”, was aber sogleich verschwindet.

  4. Nun heißt es gründlich zu testen…

Hier ein Screenshot der Ordnerkonfiguration, die mit den beiden Geräten geteilt wird:

Bild 4: Ordner 4all mit zwei Geräten geteilt

Bild 4: Ordner 4all mit zwei Geräten geteilt

Hinweise:

  • In diesem Beispiel teilen sich die beiden Smartphones Samsung XCover und Mi A2 direkt den Ordner „4all“, dafür muss Syncthing auf dem Thinkpad Axel nicht laufen.

  • Deaktiviert man aber in der Ordnerkonfiguration z.B. den Austausch mit Mi A2 (siehe Bild 5), empfangen weiterhin alle drei Geräte die zu synchronisierenden Daten. Allerdings muss Syncthing jetzt auf Thinkpad Axel am Start sein, das Notebook hat dann also quasi eine Serverrolle inne:

    Bild 5: Die Synchronisation mit *Mi A2* aufheben

    Bild 5: Die Synchronisation mit Mi A2 aufheben

Dateiverwaltung auf dem PC

Da es sich im einen 1:1-Spiegel der Daten handelt, kann man z.B. mit dem komfortablen, Zweifenster-Dateimanager “FreeCommander” (Windows-Anwendung) bequem auf dem PC arbeiten, um Dateien zu verwalten.

Aber Achtung: Verschiebe- und Löschaktionen werden auf allen Geräten durchgeführt!

Das bringt aber die Chance mit, aufzuräumen (Smartphone mal wieder voll?) und die große Bildersammlung in einen separaten Bilderarchiv-Ordner auf den PC zu schieben.

Weitere Hinweise, Fehlersuche

  • Doppelte Dateien: Die Ordnereinstellungen kann man “Bearbeiten”, in der Registerkarte “Dateiversionierung” lassen sich verschiedene Arten der Konfliktbehandlung auswählen.

  • Es erscheinen auf dem jeweils anderen Gerät Popup-Meldungen über neu gefundene Geräte oder Ordner.

  • Wenn ein neues Gerät im Web-UI hinzugefügt wird, sendet das Setup eine Nachricht übers Netz und bietet anfänglich den “Default Folder” zur Verwendung an.

  • Je nach Vorgehensweise tauchen auf der anderen Seite Meldungen auf, die aber nur ein Konfigurationsangebot darstellen. Sie können ignoriert werden, werden dann aber auf eine Verbotsliste gesetzt und blockiert.

  • Wenn nur einseitig eine Ordner-Konfiguration gelöscht wurde, auf der anderen Seite die Verknüpfung aber noch besteht, tauchen Popups auf, die eine Wiederherstellung anbieten. Dies kann ignoriert werden. In dem Falle bitte einfach die Konfiguration auch auf der anderen Seite löschen oder anpassen.

  • Ordner umbenennen: Der Name der Ordner-Konfiguration kann leicht geändert werden. Das ist sinnvoll, um andere, besser beschreibende, sprechende Namen zu vergeben. Den Ordner selber kann man nicht ohne weiteres ändern: man kann aber die ganze Ordner-Konfiguration löschen, der Ordner (das Verzeichnis mit den Daten) ist davon nicht betroffen. Danach eine neue Ordner-Konfiguration erstellen, wenn dann zusätzlich .stfolder (1), .stfolder (2) usw. auftauchen, können diese gelöscht werden. Es darf nur ein Verzeichnis namens .stfolder existieren.

  • Dokumentation: Bitte notieren, welche Ordner auf welchem Gerät synchronisiert werden. Im einfachsten Fall wird überall der Standard-Ordner “Sync” verwendet. Wenn es aber aber mehrere Ordner gibt, wird es schwieriger, den Überblick zu behalten - es ist auf dem lokalen Gerät nicht zu erkennen, welcher Ordner auf dem entfernten Synchronisationspartner ist!

  • Symbolische Links (Verknüpfungen) und andere Volumes bzw. Laufwerke zur Angabe der Datenordner machen Probleme! Am besten alles nur in Unterordnern des betreffenden User-Heimatverzeichnisses ablegen!

  • Wenn eine Ordnerkonfiguration gelöscht und später wieder auf Basis desselben Datenordners angelegt wird, existiert ja bereits das Verzeichnis .stfolder, Syncthing erzeugt dann dort .stfolder (1), was gelöscht werden muss, damit die Synchronisation wieder funktioniert.