Artix als Desktop-Linux

Diese Linux-Distribution ist ein Abkömmling von Arch Linux, einer modernen Rolling-Release-Distribution, die immer sehr aktuelle Paketversionen mitbringt. Artix verzichtet allerdings auf Systemd als Init-Daemon, was die Transparenz und Sicherheit erhöht. Sie zielt ebenso wie Arch Linux auf fortgeschrittene Benutzer, die möglichst alle Fäden in der Hand behalten wollen.

Installation

Unter https://artixlinux.org/download.php lässt sich ein ISO-Abbild herunterladen. Empfohlen wird, das Base-Image zu verwenden, also „artix-base-openrc-<DATUM>-x86_64.iso“. Die fertigen Desktop-ISOs bringen zwar einen bequemen Installer mit, sind aber später etwas schwieriger zu aktualisieren.

Siehe dazu:

Systemstart mit OpenRC

Mit dem Download des genannten Abbildes haben wir uns zugleich auf das Initsystem „OpenRC“ festgelegt. Es ist erprobt und kommt u.a. bei den Distributionen Gentoo, Alpine und Devuan zum Einsatz. Siehe dazu auch diese Suche auf distrowatch.com.

Und hier ist eine nette Einführung zu OpenRC zu finden.

Konfiguration Desktop

Minimales X-Window-System

Ein minimaler „Desktop“ mit openbox als Fensterverwalter ist schnell installiert:

pacman -S xorg xorg-xinit openbox tint2 rofi xterm tilix

Mehr dazu unter:

Zur Einbindung von rofi als Ausführungsdialog (via ALT - F2 aufrufbar), kann man sich als eingeschränkter Nutzer die betreffenden 5 neuen Zeilen an passender Stelle einfügen. Dazu den gesamten Textabschnitt mit abschließenden „EOF“ einfach ins Terminal kopieren (Vor dieses „EOF“ darf sich kein Leerzeichen reinschmuggeln!):

sed -ibak ~/.config/openbox/rc.xml -f - <<EOF
/\/keyboard/ i\\
        <keybind key="A-F2">\\
        <action name="Execute">\\
            <command>rofi -show drun</command>\\
        </action>\\
        </keybind>
EOF

Danach lässt sich diese Einstellung mit openbox --reconfigure aktiv setzen.

Display-Manager LightDM

Sinnvoll ist darüberhinaus ein Display-Manager (= grafischer Loginverwalter) wie der funktionsreiche LightDM.

Wir installieren ihn mittels: pacman -S lightdm lightdm-openrc lightdm-gtk-greeter

Falls dabei die Meldung erscheint: „lightdm-openrc und displaymanager-openrc stehen miteinander in Konflikt (init-displaymanager). displaymanager-openrc entfernen? [j/N]“, können wir die Deinstallation mit j veranlassen.

Dann editieren wir die Datei /etc/lightdm/lightdm-gtk-greeter.conf, suchen nach [greeter] und fügen darunter eine Zeile ein, so dass sie insgesamt aus diesen beiden Zeilen besteht:

[greeter]
indicators = ~a11y;~language;~session;~power;~clock;~host;~spacer

Nun erstellen wir eine neue Datei namens ~/.xsession und geben ihr folgenden Inhalt (die beiden ‚VBoxClient‘-Zeilen erst aktivieren, wenn die VirtualBox Guest Additions installiert wurden):

setxkbmap de
tilix &
tint2 -c /usr/share/tint2/horizontal-dark-transparent.tint2rc &
#VBoxClient --clipboard
#VBoxClient --vmsvga
exec openbox

Bei dieser Distribution muss diese Datei ausführbar sein, also nicht vergessen chmod +x ~/.xsession einzutippen.

Konfiguration Netzwerk

Verwaltung mit dem NetworkManager

Am einfachsten und flexibelsten ist der NetworkManager, der auf jedem Linux verfügbar ist.

Mit pacman -S networkmanager networkmanager-openrc network-manager-applet wird er installiert und mit rc-update add NetworkManager für automatischen Start eingerichtet. Das grafische Clientprogramm nennt sich nm-applet, es kann mit in die obige ~/.xsession aufgenommen werden.

Die Datei /etc/NetworkManager/NetworkManager.conf beinhaltete allerdings nur 2 Kommentarzeilen; per Default wurde bei dynamischer Zuweisung einer IP-Adresse dem Linux-System ein neuer, generierter Hostname zugewiesen, womit aber das X-Window-System seine Probleme hatte und nach Adressänderungen meldete, dass keine DISPLAY-Variable gesetzt sei! Um das zu beheben, fügen wir einfach 2 weitere Zeilen an, so dass die Datei schließlich so aus sieht:

# Configuration file for NetworkManager.
# See "man 5 NetworkManager.conf" for details.
[main]
hostname-mode=none

Herkömmliche Konfiguration

Anstelle des NetworkManagers kann auch die distributionsspezifische Konfigurationsdatei /etc/conf.d/net benutzt werden, die es auch bei Gentoo Linux gibt. Damit lässt sich sehr leicht eine Bridge realisieren: einfach die Originaldatei umbenennen und eine neue mit dem folgenden Inhalt anlegen und anpassen:

## Datei /etc/conf.d/net
# Die reale Ethernet-Karte ist hier "enp0s3", was u.U. in den
# beiden folgenden Zeilen anzupassen ist!
config_enp0s3="null"
bridge_br0="enp0s3"
bridge_forward_delay_br0="0"
bridge_hello_time_br0="200"
bridge_stp_state_br0="1"
config_br0="192.168.2.201/24"
routes_br0="default via 192.168.2.1"
dns_servers_br0="192.168.2.1"
dns_search_br0="dom1.test"

Besonderheiten/Tipps

Instabilitäten

Artix Linux als Derivat von Arch Linux ist ebenso eine Rolling Release Distribution, was gewisse Instabilitäten mit sich bringen kann. So passierte es z.B. dass der Personal Information Manager ‚evolution‘ nach einem Update mittels pacman -Suy plötzlich nichts mehr mit dem im Schlüsselbund gespeicherten Passwörtern anzufangen wusste. Trotz ordnungsgemäß installiertem Paket ‚gnome-keyring‘! Nach ein paar Tagen kam dann aber natürlich ein funktionierendes Update für dieses Paket und alles war wieder in Ordnung.

Als Tipp zur Funktionsweise: Beim Login wird ‚gnome-keyring-daemon‘ automatisch mit gestartet, nach dem Ausführen von ‚evolution‘ kommt ein weiterer Prozess hinzu:

artix:[axel]:~$ pgrep -alfi keyring
2573 /usr/bin/gnome-keyring-daemon --daemonize --login
artix:[axel]:~$
artix:[axel]:~$ evolution &
artix:[axel]:~$
artix:[axel]:~$ pgrep -alfi keyring
2573 /usr/bin/gnome-keyring-daemon --daemonize --login
2961 /usr/bin/gnome-keyring-daemon --start --foreground --components=secrets
artix:[axel]:~$

Was lernen wir daraus? Systembackups machen! Zum Beispiel mittels ‚snapper‘ (auf Basis von btrfs) oder ‚rsync‘ oder ‚Cya‘ (zu Cya siehe https://www.linux-community.de/ausgaben/linuxuser/2018/06/momentaufnahme-2/).

Init-System

Da Artix Linux neben OpenRC auch runit und s6 als Initsystem unterstützt, muss das jeweilige Paket mitinstalliert werden. Für den neueren NTP-Daemon schreiben wir dann für OpenRC dementsprechend: pacman -S chrony chrony-openrc

Weitere Software

Es gibt bei Artix sehr viele, aktuelle Pakete, wie z.B. den LXC-Hypervisor lxd („Lex Dee“). Mittels pacman -S lxd lxd-openrc kann die Software leicht installiert werden.